Tages-Anzeiger · Freitag, 4. April 2008 - Zürichsee linkes Ufer und Sihltal
Ein junger Klub hält die Tradition alter Boote hoch
Der Oldtimer Boot Club Zürichsee feiert heute sein 25-Jahr-Jubiläum. Er führte deshalb mit einer abendlichen Spazierfahrt sein stolzes Klubschiff Ajax vor.
Von E. Magdalena Preisig
Zürichsee. – Wie schon bei der Gründung – der Oldtimer Boot Club Zürichsee hält an Bord der Stadt Zürich seine Generalversammlung ab, heute die 25. Der Klub mit Sitz in Rapperswil vereinigt Schiffeigner und Seefahrer, die sich für alte Schiffe begeistern. Zu dieser Kategorie gehören etwa der kleine Dampfer der früheren Brauerei Cardinal Wädenswil AG, Gambrinus, und die beiden Raddampfer der Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft.
Zu den 80 Booten der Mitglieder zählen auch Motor-, Segel- und Ruderboote. Bedingung: Sie müssen vor dem Jahr 1975 erbaut sein oder nach entsprechend alten Plänen. «Sogar ein Faltboot aus Wachstuch ist dabei», erklärt Klubpräsident Martin Hauser. Vor 30 Jahren fand das erste Oldtimertreffen auf dem See statt. Fünf Jahre später schloss sich die Schar der Oldtimer-Liebhaber zusammen. Der Klub ist dadurch jünger als das jüngste Boot im Klub.
Als Hausers Vorgänger Daniel Heusser sein Boot vor zwei Jahren zum Verkauf freigab, hat es der Klub erworben. «Wir leisten uns ein Klubschiff», sagt Hauser und zieht den Vergleich zu anderen nautischen Vereinen, die sich Klublokale oder gar Klubhäuser leisten. Seine Hand liegt dabei auf dem hölzernen Steuerrad der Ajax. Der Weekend-Kreuzer ist von John Faul Horgen im Jahr 1936 erbaut. Die Holzkonstruktion im Stil V-Bottom ist 10,5 Meter lang und 2,5 Meter breit. Die Ajax verdrängt 3,5 Tonnen Wasser, wird angetrieben von einem Dieselmotor (Volvo Penta TMD40) und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 27 km/h. Kombüse und Kühlschrank, WC und vier Schlafplätze machen ihren Komfort aus. Zwölf Personen und der Kapitän sind auf dem Boot zugelassen. Nichtmitglieder können die Ajax mitsamt Kapitän für 600 Franken in der Stunde mieten.
Währschafte Handwerkskunst
Hauser hat das stilvolle Motorboot aus seinem Heimathafen in der Bächau hinausmanövriert und lässt es gemächlich über die fast glatte Wasserfläche tuckern. Am Mast flattert der rot-weiss-blaue Stander des Klubs, am Heck die Schweizer Flagge. Die Ufer liegen im Dunst, die Sonne legt aus Westen einen goldenen Schimmer auf den See.
Martin Hauser bezeichnet den Klub als «Hüter des nautischen Kulturgutes in der Grossregion um den Zürichsee». Dessen Mitglieder pflegen die historischen Kostbarkeiten, Zeichen währschafter Handwerkskunst der Vorfahren. Wer sie laufend warte, halte den Aufwand in Grenzen, hat der 44-Jährige erfahren. An diese Devise hält er sich auch bei seinem Schärenkreuzer aus dem Jahre 1950. Selbstverständlich nimmt er auch seinen 6-jährigen Sohn Nils mit aufs Boot: «Auch ich war von klein auf auf dem Schiff», erinnert er sich an seine Kindheit in Uerikon. Heute ist er Architekt und lebt in Oberrieden. Seit elf Jahren gehört er dem Klub an, seit vier Jahren als dessen Präsident.
Die aktiven Mitglieder bezahlen 150 Franken Jahresbeitrag, die passiven 100 Franken. Die Vermutung, dass die 120 Mitglieder alle gut betucht seien, weist Hauser von sich. Vielmehr sieht er den Verein als «Schar von Individualisten». Er betont: «Alles basiert auf Enthusiasmus.» Mindestens ein Mitglied jedoch möchte den Jahresbeitrag um 50 Franken senken. Dies beantragt er der bevorstehenden Generalversammlung, bei der allein das Jubiläumsmenü 80 Franken kostet.
Gesellige Anlässe mit lukullischen Genüssen gehören ebenso zum Programm des Klubs wie Regatten. «Wir sind alles Genussmenschen», resümiert Hauser. Das geht bis hin zu den wohlgefälligen Blicken, die er über das lackierte Lärchenholz des Schiffes und dessen verchromte Beschläge schweifen lässt. In der Wädenswiler Haab angekommen, hilft er den Passagieren von Bord und sagt: «Das war eine gute Ausrede zum Bootfahren.»